Mittelalter und Renaissance

Während das Christentum zu Beginn seiner Ausbreitung wenig wissenschaftsfreundlich war, sammelten und übersetzten Araber die antiken Schriften und leisteten eigene wissenschaftliche Beiträge.

Besondere Bedeutung in der Optik hatte Ibn Al Haitam (Alhazen). Alhazen stellte sich das Sehen als Empfang von Lichtstrahlen vor, die von jedem Punkt eines leuchtenden oder beleuchteten Gegenstands ausgehen - er widersprch damit der bis dahin verbreiteten Sehstrahltheorie. Mit dieser Vorstellung erklärte er die Bildentstehung bei der Camera obscura und wieß in Versuchen nach, dass sich das Licht geradlinig ausbreitet und sich kreuzende Lichtstrahlen nicht gegenseitig beeinflussen.
Die Lichtausbreitung verstand Alhazen als "Bewegung" mit sehr hoher, aber endlicher Geschwindigkeit. Diese sei in einem dichteren Medium geringer, da die Lichtausbreitung durch das Medium behindert werde. Reflexion und Brechung versuchte er schon mit einem mechanischen Modell zu erklären, nämlich dem Aufprall einer Kugel auf eine Wand bzw. ihrem Eindringen.

Ab etwa dem 12. Jahrhundert verlagert sich der wissenschaftliche Schwerpunkt wieder aus dem Osten in den Westen. Zunächst wurden aber im Wesentlichen die Schriften von Alhazen, Ptolemäus und Euklid übersetzt und zusammengefasst.

Der Dominikanermönch Theodorich (um 1250 - 1311) experimentierte mit Prismen und brachte ihre Lichtbrechung mit der Entstehung des Regenbogens in Zusammenhang.

Ein anderer Dominikanermönch, Roger Bacon (1214 - 1294), beschäftigte sich mit der Camera obscura. Er empfahl sie für die Beobachtung von Sonnenfinsternissen, konnte sie aber nicht richtig erklären. Bacon sagte schon die Entwicklung der Brille und des Fernrohrs voraus.

Die Brille wurde vermutlich Ende des 13. Jahrhunderts in Italien erfunden. Ihre genaue Funktionsweise war jedoch zunächst unbekannt, da weder der Sehvorgang im Auge, noch die Arbeitsweise von Linsen bekannt waren. Erst 1593 beschäftigte sich Giovanni Battista della Porta (1535 - 1615) mit dem Weg des Lichtes durch Linsen. Er verglich das Auge mit einer Camera obscura, wobei die Öffnung der Pupille, die Rückwand der Augenlinse entsprach, auf der seiner Meinung nach die Bilder entstünden. Die Linse vor dem Auge würde wie vor der Öffnung der Camera obscura die Schärfe des Bildes verbessern.

Der Pater Franciscus Maurolycus (1494 - 1575) beschrieb die Funktion der Augenlinse schon richtig (bekannt wurde dies aber erst 1611). Er sah die Ursache von Fehlsichtigkeit in einer Fehlkrümmung der Linse und die Wirkung der Brille im Ausgleich eben dieser Fehlkrümmung. Außerdem gelang es Maurolycus die Camera obscura zu erklären, was aber auch erst später bekannt wurde.