Plato

Platon (um 428 bis 347 v. Chr.), griechischer Philosoph und vermutlich der einflußreichste Denker der abendländischen Philosophie.

Als junger Mann verschrieb sich Platon der Politik, wurde jedoch von der politischen Führung Athens enttäuscht. Schließlich wurde er Schüler des Sokrates und bekannte sich zu den Grundlagen seiner Philosophie und seinem dialektischen Erörterungsstil. 399 v. Chr. verurteilte Platon die Hinrichtung Sokrates und ging, weil er um seine eigene Sicherheit fürchten mußte, einstweilen auf Reisen nach Italien, Sizilien und Ägypten.

387 v. Chr. gründete Platon in Athen die Akademie. Ihr breitgefächerter Studienplan umfaßte die Gebiete der Astronomie, Biologie, Mathematik, der politischen Theorie und der Philosophie. Der berühmteste Schüler der Akademie war Aristoteles.

Platon schrieb seine Werke in Dialogform, und zwar werden anhand von Gesprächen zwischen zwei oder mehreren Personen philosophische Gedanken vorgetragen, diskutiert und kritisiert. Die älteste Sammlung von Platons Werken umfaßt 35 Dialoge und 13 Briefe, wobei die Echtheit einiger Dialoge und der meisten Briefe umstritten ist.

Platons Ideenlehre steht in direktem Zusammenhang mit seiner Erkenntnislehre. Unter dem Einfluß von Sokrates war Platon von der Möglichkeit der Erkenntnis überzeugt. Gegenstand der Erkenntnis sei das wahrhaft Wirkliche und nicht das bloße Scheinbild der Wirklichkeit. Nach Platon muß das vollkommen Wirkliche ewig und unveränderlich sein. Er setzte das Wirkliche mit der idealen Welt gleich, die der physischen Welt des Werdens entgegengesetzt ist. Den Empirismus, jene Lehre also, nach der die gesamte Erkenntnis abhängig von der Sinneswahrnehmung ist, lehnte Platon folglich ab. Nach seiner Ansicht sind die von der Sinneserfahrung abgeleiteten Behauptungen im besten Fall mehr oder weniger wahrscheinlich, gewiß aber sind sie nicht. Des weiteren sind die Dinge der Sinneserfahrung veränderliche Erscheinungen der physischen Welt und können somit nicht genau erkannt werden.

Die Ideenlehre kann am besten durch Beispiele aus der Mathematik veranschaulicht werden. So setzt sich ein Kreis aus allen Punkten einer Ebene zusammen, die von einem festen Punkt gleich weit entfernt sind. Allerdings hat noch niemand eine derartige Figur tatsächlich gesehen. Was der Mensch tatsächlich sieht, sind Zeichnungen, die dem idealen Kreis mehr oder weniger entsprechen. Wenn die Mathematiker einen Kreis definieren, dann sind die Punkte, auf die sie sich beziehen, eigentlich keine räumlichen, sondern logische Punkte. Sie nehmen keinen Platz im Raum ein. Und obwohl der ideale Kreis noch nie gesehen wurde und tatsächlich nie gesehen werden kann, so wissen die Mathematiker und viele andere trotzdem, was ein Kreis ist. Allein die Tatsache, daß sie ihn definieren können, beweist, daß sie wissen, was ein Kreis ist. Somit existiert für Platon die Idee des Kreises, jedoch nicht sein physischer Ausdruck in Raum und Zeit. Er existiert als unveränderliches Ding in der Welt der Ideen oder Formen und kann nur von der Vernunft erkannt werden. Die Ideen sind dementsprechend wirklicher als die Dinge der Erscheinungswelt, sowohl aufgrund ihrer Vollkommenheit und Beständigkeit wie auch aufgrund der Tatsache, daß sie Modelle sind. Dabei beziehen die gewöhnlichen Dinge der Erscheinungswelt ihre Realität, wie immer sie geartet sein mag, aus ihrer Ähnlichkeit mit diesen Modellen. Ein Kreis, ein Quadrat oder ein Dreieck sind demgemäß vorzügliche Beispiele für das, was Platon unter einer Form bzw. einer Idee versteht. Ein Objekt der Welt der Erscheinungen kann also als Kreis, Quadrat oder Dreieck nur insoweit bezeichnet werden, als es der Idee vom "Kreisförmigen", "Quadratischen" oder "Dreieckigen" entspricht bzw., wie es bei Platon heißt, an ihr "beteiligt ist".